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[[Detlef Krause|Krause, Detlef]]: Luhmann-Lexikon, Lucius & Lucius, Stuttgart, 4.Aufl., 2005 S.129f
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[[Krause, Detlef|Krause, Detlef]]: Luhmann-Lexikon, Lucius & Lucius, Stuttgart, 4.Aufl., 2005 S.129f
 
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Aktuelle Version vom 18. Dezember 2017, 04:15 Uhr

Begriff[]

Beobachtung ist die Einheit der Differenz von Unterscheidung und Bezeichnung. Sie ist eine unterscheidende und das Unterschiedene zugleich bezeichnende Operation des Beobachters. Ein System, welches beobachtet, kann nur etwas bezeichnen, wenn es zuvor das Bezeichnete von etwas anderem unterschieden hat. Dies setzt die Fähigkeit von Wahrnehmung voraus.

Lebende bzw. organische Systeme können gegebenfalls wahrnehmen jedoch nicht beobachten, sie können die Differenz von Information und Mitteilung ohne weiteres nicht überwinden. Psychische Systeme und soziale Systeme hingegen sind dazu mit Hilfe des Mediums Sinn in der Lage. Kommunikation ist also nur als beobachtende Operation möglich. Die Temperatur z.B. wird vom organischen System Haut wahrgenommen, ob sie jedoch zu hoch, zu niedrig oder genau richtig ist, wird vom psychischen System Bewusstsein oder vom sozialen System Wetterbericht beobachtet.

Eine Beobachtung ist immer eine systeminterne Operation. Der Beobachter kann zum Zeitpunkt der Operation sich selbst nicht beobachten, ob und wie hinreichend genau beobachtet wurde. Dieses Paradox wird als blinder Fleck einer Beobachtung bezeichnet. Aus diesem Grund kann eine Beobachtung nie den Anspruch auf Vollständigkeit geschweige denn auf die Richtigkeit einer Beschreibung erheben. Das beobachtende System kann nur auf eigene und systemspezifische Weise die Umwelt beobachten, demnach gelangen andere Systeme zu anderen Beobachtungsergebnissen desselben beobachteten Phänomens.

Beobachtungsformen[]

Beobachtung erster Ordnung[]

Beobachter erster Ordnung ist jeder Beobachter, der nicht-Beobachter beobachtet. Er kommuniziert über binäre Codierungen (z.B. Recht - Unrecht). Hierbei geht es um Was-Fragen. Sie operiert auf der Ebene des Faktischen (Objektiven). Hier wird beobachtet.

Beispiel: Ein Beobachter beobachtet den Sonnenauf- und untergang und bezeichnet die Erde als eine Scheibe.

Beobachtung zweiter Ordnung[]

Beobachter zweiter Ordnung ist jeder Beobachter, der einen Beobachter beobachtet. Anders als der Beobachter erster Ordnung kommuniziert er über das Subsystem Recht. Bei Beobachtungen zweiter Ordnung geht es um Wie-Fragen. Hier werden Beobachtungen beobachtet.

Beispiel 1: Ein weiterer Beobachter beobachtet den Beobachter erster Ordnung wie er zu dieser Bezeichnung gekommen ist. Er beobachtet den Beobachter erster Ordnung auf einer sich im All rotierenden Kugel und sagt: aus seiner Perspektive würde ich die Erde wohl auch als Scheibe interpretieren, aber sie ist rund und die Sonne dreht sich um sie.

Beispiel 2: Der Beobachter erster Ordnung beobachtet seine vorangegangene Beobachtung (Reflexion) und stellt fest das seine Reduktion der komplexen Welt so nicht ganz korrekt war.

Beobachtung dritter Ordnung[]

Eine Beobachtung dritter Ordnung ist eine reflexionstheoretische Beobachtung der zweiten Ordnung. Hier werden Beobachtung von Beobachtung beobachtet.

Beispiel: Ein weiterer Beobachter beobachtet die Beobachtungen aller vorherigen Beobachtungen und erkennt, dass alle vor ihm falsch lagen und die Erde um sich selbst und um die Sonne dreht.

Da jede Beobachtung immer nur das sichtbar machen kann, was sie für den Beobachter sichtbar macht, sind alle Beobachtungsordnungen selbst Beobachtung erster Ordnung (Blinder Fleck).

Funktion[]

Funktion ist eine Beobachtung in Bezug auf Gesellschaft (auf alle sozialen Systeme zusammen).

Leistung[]

Leistung ist eine Beobachtung in Bezug auf andere Systeme.

Reflexion[]

Reflexion ist Selbstbeobachtung.

Quellen[]

Krause, Detlef: Luhmann-Lexikon, Lucius & Lucius, Stuttgart, 4.Aufl., 2005 S.129f