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Die funktionale Differenzierung der Gesellschaft in Funktionssysteme oder funktionale Teilsysteme ist, neben der Theorie der autopoietischen Systeme, ein Kernstück der Luhmannschen Systemtheorie.

Begriff[]

"Funktional ausdifferenzierte gesellschaftliche Teilsysteme [sind] funktions-, leistungs-, medien-/codespezifische und (re-)programmierbare, sich selbst validierende selbstsubstitutive autopoietische Systeme."[1] Sie kommunizieren einerseits mehr oder weniger miteinander und andererseits in der Gesammtheit all dieser gesellschaftlichen Kommunikationen auch übereinander, sie sind somit Vollzug der Gesellschaft. Je nach evolutionärer Ausdifferenzierung schließen funktionale Teilsysteme sich erstmal operativ über eine bestimmte Kommunikation, dann über ein bestimmtes Kommunikationsmedium und dann auch über eine medial geführte Ausdifferenzierung funktionsspezifischer Teilsysteme. In der Wirtschaft z.B. ist der Code der Kommunikation Zahlung/Nicht-Zahlung, das derzeit symbolisch generalisierte Kommunikationsmedium hierfür ist Geld und eine Bank eine medial geführte Ausdifferenzierung. "Jedes funktionsspezifische gesellschaftliche Teilsystem übernimmt also für die Gesellschaft exklusiv eine bestimmte Funktion."[2]

Tabelle[]

- Funktion Leistung Medium Code Programm
Religion Kontingenzaus-schaltung Diakonie Glaube Immanenz / Transzendenz Offenbarung, Heilige Schrift, Dogmatik
Recht Ausschaltung der Kontingenz normativen Erwartens Erwartungserlei-chterung, Konfliktregulierung Rechtsprechung Recht / Unrecht Konditional-programme, Rechtsnormen, Gesetze
Erziehung Qualifikation, Selektion, Allokation, Sozialisation Wissen, Persönlichkeits-bildung; Orientierung an sozialen Normen und Werten Unterricht; soziale und kulturelle Kommunikationen wissend - unwissend, besser lernen / schlechter lernen, Lob / Tadel Bildung, Lehr-/Lernpläne
Politik Bereithalten der Kapazität für kollektiv bindende Entscheidungen Formulierung und Herstellung gesellschaftlicher Problemlösungen Macht Macht haben / keine Macht haben, Regierung / Opposition Regierungs-, Parteiprogramme; Budgets
Wirtschaft Knappheits-minderung Bedürfnis-befriedigung Geld Zahlung / Nichtzahlung Zweckprogramme; Budgets
Wissenschaft Erzeugung neuen Wissens Bereitstellung neuen Wissens Wissen Wissen / Nicht-Wissen Theorie, Methoden
Massenmedien Kommunikations-asymmetrisierung Formung öffentlicher Meinung Nachrichten Information / Nichtinformation "Antizipierte" öffentliche Meinung
Kunst Beobachtung der Welt - Formbildung, Kunstwerke ästhetisch / nicht-ästhetisch Kunstwerk; Kunstdogmatik, Stilprinzipien
Gesundheit Wiedererlangung gesellschaftlicher Teilhabe Heilung Diagnostik krank / gesund,

behandelbar / nicht-behandelbar

Behandlung

Die Tabelle zeigt "Kennzeichen sozialer Systeme und kommunikativer Wirklichkeiten"[3]

Quelle[]

<references>

  1. Krause, Detlef: Luhmann-Lexikon. 4.Aufl., Lucius & Lucius, Stuttgart, 2005, ISBN 3-8282-0305-1, S.44
  2. Ebd., S.49
  3. Ebd., S.50
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