Was Wissen ist, ist auch in der Soziologie immer noch nicht geklärt. Niklas Luhmann beschreibt in seinen Werken, wie jedoch trotzdem mit dem Begriff des Wissens umgegangen werden kann.
"An früherer Stelle hatten wir bereits bemerkt 26, daß wir das, was die Erziehung produziert, als Wissen bezeichnen wollen. Jetzt können wir ergänzend hinzufügen, daß Wissen die Form ist, die im Medium Lebenslauf dieses Medium reproduziert." (S. 97)
Jedoch beschreibt er, dass es bisher schwierig ist, einen "brauchbaren Begriff des Wissens" (S. 97) zu finden: " Man kann daher Wissen nur ganz allgemein gegen Nichtwissen abgrenzen (was nicht viel hilft, da man fast alles nicht weiß) oder konkreter gegen Information , das heißt: gegen überraschende Transformation von Nichtwissen in Wissen." (S. 97)
"Diese Unbestimmtheit mag damit zusammenhängen, daß verschiedene Funktionssysteme verschiedene Wissensbegriffe verwenden." (97 ff.) Unterschiede können in der Akzeptanz (wissenschaftlich/nicht-wissenschaftlich im Wissenschaftssystem) auftreten, was überhaupt als Wissen angesehen wird oder nicht.
"Wissen ist immer ein sozial validiertes Verhältnis von Organismus bzw. psychischem System und Umwelt . Wer den Begriff der Kultur schätzt, könnte auch sagen: Wissen erfordere kulturelle Kohärenz und sei nicht soliert validierbar." (98)
"Wissen ist also durch Gedächtnis bedingt und präsentiert sich vor allem als Bekanntsein oder als Wissen eines Könnens." (99)
Formen des Wissens[]
"Denn alle Formen des Wissens verweisen auf das, was man nicht weiß und was einen überraschen könnte. Anders gesagt: wenn man etwas weiß, gewinnt man damit die Fähigkeit, Informationen zu erzeugen und zu verarbeiten. Einerseits kann man auf der Seite des Wissens Sicherheit finden. Das Wissen garantiert wiederholte Verwendbarkeit, also Redundanz." (99)
- Allerdings macht er auch schon im nächsten Absatz deutlich, dass in modernen Gesellschaften besonders die Möglichkeit des Erkennens von Abweichungen ("Variationen, Neuheiten Überraschungen") wichtig geworden ist.
"Wissen bewährt sich erst als eine Zwei-Seiten-Form: mit der Seite des Vertrauten und Wiederverwendbaren und mit dem darum herumliegenden, unbeachteten »unmarked space«."
Anschließend daran: " Das "Wissen selbst ist, für sich genommen, also kein geschlossenes System. Es erreicht Geschlossenheit nur als Einheit der Unterscheidung einer markierten (gewußten) und einer unmarkierten (im Augenblick unbeachteten) Seite." (100)
Funktion Wissen[]
"Wissen in diesem weit gefaßten Sinne erweitert den Aktionsradius der Individuen." Es markiert etwas und kann daraus, wie oben schon beschrieben, Informationen zu erzeugen über diese Dinge. Dabei bleibt Anderes unmarkiert und wird nicht kommuniziert.
- Informationen erzeugen
"Jedes Wissen erneuert sich selbst, indem es sich ins Gedächtnis einkerbt und für Wiederverwendung verfügbar hält; und auch dadurch, daß es regelt, welche Situationsmerkmale vergessen werden können, weil sie sich anscheinend für Kondensation und Generalisierung nicht eignen. Wissen führt mithin zu riesigen Informationsverlusten und kann nur so Kapazitäten für neue Situationen freimachen." (100)
Eine weitere Funktion von Wissen ist es, verschiedene andere Dinge vergessen zu können, da sie sich, wie Luhmann schreibt, für Generalisierungen nicht eignen. Offen bleibt für mich bisher noch, ob eine Eignung dann gegeben ist, wenn etwas anschlussfähig ist oder ob es darüber hinaus noch andere Eignungstest gibt (~~Kai)
- Möglichkeit des Vergessens von Situationsmerkmalen
Literatur[]
Luhmann, N., 2002. Das Erziehungssystem der Gesellschaft D. Lenzen, ed., Suhrkamp.